Marken: wichtige Orientierungsgrößen für Käufer
Marken vermitteln Orientierung in einer unübersichtlichen Konsum-Welt
Marken sind Symbole, Warenzeichen und Herkunftsbezeichnungen, mit denen Unternehmen ihre Waren und Dienstleistungen von anderen Angeboten unterscheiden.
Marken erfüllen für Verbraucher wichtige Funktionen in einer durch Vielfalt und steigende Komplexität geprägten Konsumwelt. Sie symbolisieren Wertversprechen, die für die jeweilige Zielgruppe jeweils wichtig sind.
Hierbei gibt es vier sog. Markenfunktionen, die einzelne Marken unterschiedlich gut erfüllen:
1) Emotionalität
Bei der Markenfunktion Emotionalität geht es um die Bedeutung der Marke für den Ausdruck der Persönlichkeit des Kunden. Die kann auf vielfältige Art und Weise geschehen:
- Selbstverwirklichung (persönlicher Geschmack): Marken von Produkten, die vor allem zur Steigerung des eigenen Wohlbefindens dienen und die man nicht (oder nur selten) nach außen präsentieren kann, zum Beispiel Nahrungsmittel oder bestimmte Kosmetika.
- Identifikation (Zugehörigkeit zu einer Gruppe): Marken werden gewählt, die mit einer sozialen Gruppe oder einem bestimmten Lebensstil verbunden sind, mit denen der Kunde sich verbunden fühlt. Hierbei dienen Marken als Projektionsfläche für eigene Wünsche und Sehnsüchte. Ein Beispiel hierfür sind viele Käufer von Geländewagen, die ihr Fahrzeug praktisch nie im Gelände nutzen, hiervon aber träumen.
- Selbstdarstellung nach außen (Abgrenzung von anderen): Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder einem bestimmten Lebensstil wird für andere demonstriert. Beispiele hierfür sind Premium-Automobile, Luxus-Uhren usw.
2) Risikoreduzierung
Bei der Markenfunktion Risikoreduzierung steht die Funktion der Marke als Symbol für hohe Qualität im Vordergrund. Die Marke symbolisiert Sicherheit, Beständigkeit und Vertrauen.
Insbesondere bei komplexen, langlebigen sowie in ihren Auswirkungen schwer beurteilbaren Produkten ist die Funktion der Risikoreduzierung durch eine Marke besonders wichtig. Die Konsequenzen des Gebrauchs sind für den Kunden relativ undurchschaubar, weil er die Effizienz und die Nebenwirkungen normalerweise nicht beurteilen kann:
- z. B.: Automobil: Verlässlichkeit, Sicherheit und Umweltbelastung lassen sich nur bei längerem Gebrauch bzw. durch Expertenmessungen ermitteln.
- z. B.: Reinigungsmittel: Reinigungskraft; ungewollte Beschädigungen; Gesundheits- und Umweltwirkungen sind beim Kauf unklar.
3) Informationseffizienz
Bei der Markenfunktion der Informationseffizienz es geht um eine klare Orientierung des Kunden, schnelle Interpretation und vor allem um Wiedererkennung. Bekannte Produkte müssen sich und ihren Zweck nicht lange erklären. Der Käufer weiß durch die Marke unmittelbar, worum es geht.
4) Interkonnektivität
Die Markenfunktion der Interkonnektivität ist im heutigen digitalen Zeitalter neu entstanden. Die neuen STARKEN MARKEN des Internets stehen für die Funktion eines Zugangs zu einem Netzwerk. Da Netzwerke umso bessere Ergebnisse bringen, je mehr Teilnehmer sie haben, ist die Stärke einer Marke hier besonders ausgeprägt sich selbst verstärkend.
Bei Marken, die eine oder mehrere Markenfunktionen für ihre Zielgruppen besonders gut erfüllen, spricht man von STARKEN MARKEN.
Starke und schwache Marken
STARKE MARKEN: eine Win-Win-Situation für Anbieter und Konsumenten
Unternehmen mit STARKEN MARKEN erfüllen das mit der Marke verbundene Wertversprechen für bestimmte Zielgruppen besonders gut.
Sie haben in ihrer Zielgruppe daher zufriedene und loyale Kunden, die auch in Krisensituationen die Treue halten. Dies wiederum ermöglicht Unternehmen mit STARKEN MARKEN eine hohe Profitabilität und eine widerstandsfähige Wettbewerbsposition.
Schwache Marken hingegen erfüllen ihre Markenfunktionen nicht so gut. Sie stehen für schlechte oder mittelmäßige Qualität und haben oftmals keine klare Zielgruppe. Weiterhin können sie sich in Hinblick auf Qualität nicht positiv vom Wettbewerb abheben und Kunden nur kurzfristig und durch niedrige Preise gewinnen. Die Profitabilität ist langfristig unterdurchschnittlich, die nur auf den Preis schauenden Kunden sind zudem oft illoyal.
Markenstärke ist jedoch nicht selbstverständlich, sie muss ständig verteidigt werden. STARKE MARKEN müssen sich laufend verändern und investieren, um die Anpassung der Marke an sich wandelnde Kundenanforderungen bzw. technische Innovationen zu gewährleisten. Andererseits dürfen sie sich niemals zu stark verändern, damit die Kunden der Zielgruppe die von der Marke repräsentierten Qualitäten weiterhin wiederfinden und loyal bleiben.
Die Hauptgefahren für Inhaber STARKER MARKEN sind:
- Der Hauptmarkt wird aufgrund von technischen Innovationen oder gesellschaftlichen Veränderungen bedroht.
- Selbstüberschätzung des Managements führt zu unrentablen Investitionen und ineffizienten Strukturen.
- Mangelnde Sensibilität hinsichtlich Kosten.
- Vernachlässigung der Markenpflege sowie zu zögerliche Anpassung an einen sich wandelnden Zeitgeist.
- Die Verwechslung von Modetrends mit strukturellen Veränderungen.
- „Reputation Mining“, der Verkauf von minderwertigen Produkten unter einem renommierten Markennamen, um kurzfristig die Profitabilität zu erhöhen.
Die Managements langfristig erfolgreicher Marken-Firmen sind sich dieser Gefahren bewusst und steuern aktiv dagegen. Sie wissen, dass sie sich langfristig nicht alleine auf eine momentane Stärke verlassen können, sondern versuchen müssen, a) Selbstgefälligkeit zu vermeiden; sowie b) Marken vorsichtig zu modernisieren. Qualitätssicherung und laufende Verbesserung müssen für Anbieter von STARKEN MARKEN wichtiger sein als kurzfristige Profitabilität.
Insbesondere die laufende Anpassung einer Marke an soziale Veränderungen – die immer auch einen Wertewandel bedeuten – ist hierbei besonders schwierig. Langfristiges Denken bei Eigentümern und beim Management ist deshalb essentiell für den dauerhaften Erfolg von STARKEN MARKEN. Es ist deshalb auch kein Zufall, dass hinter vielen STARKEN MARKEN Unternehmerfamilien stehen, die Generationen-übergreifend denken.
Allerdings sind wirklich STARKE MARKEN nur schwer kaputtzumachen: Managementfehler bei Inhabern starker Marken sind zumeist korrigierbar. Für Anleger können diese sogar eine Chance sein, wenn aufgrund kurzfristiger Probleme das Marktsentiment negativ wird und günstige Einstiegschancen resultieren.
Die STARKEN MARKEN von morgen
Die wachsende Bedeutung von Marken und einer immer komplexer werdenden Welt
Die Maslowsche Bedürfnishierarchie und die hieraus resultierenden Chancen für STARKE MARKEN
Die Wirtschaft speist ihre Dynamik seit jeher daraus, dass Unternehmer immer wieder neue Wege finden, bisher unerfüllte menschliche Bedürfnisse zu befriedigen. Allerdings leben heute sehr viele Menschen in den Industrieländern und den meisten Schwellenländern in einer Situation, in der zumindest ihre materiellen Grundbedürfnisse weitestgehend gedeckt sind.
Die verbesserte Versorgung der Grundbedürfnisse hat die Menschheit aber nicht zufriedener gemacht. Denn je mehr und je besser bestimmte grundlegende Bedürfnisse befriedigt sind, um so mehr rücken andere – bisher vernachlässigte – in den Vordergrund.
Dies lässt sich anhand der Bedürfnispyramide des amerikanischen Psychologen Abraham Maslow (1908–1970) zeigen, die menschliche Bedürfnisse und Motivationen in einer hierarchischen Struktur beschreibt. Mit ihr lässt sich relativ gut zeigen, welche Bedürfnisse in der heutigen Gesellschaft erfüllt sind … und welche nicht.
Die rein physiologischen Grundbedürfnisse nach Nahrung, Bekleidung und Unterkunft sind in der modernen Gesellschaft weitgehend gesättigt. Tatsächlich kann man sogar davon sprechen, dass sie aktuell vielfach übererfüllt werden. Derzeit sterben z. B. weltweit mehr Menschen an den Folgen von übermäßigem Nahrungsmittelkonsum (z. B. durch Krankheiten wie Diabetes 2) wie durch Unterernährung.
Natürliches Wachstum durch die Befriedigung bisher noch nicht gesättigter Nachfrage ist für Anbieter von Produkten und Dienstleistungen nur noch bei immateriellen Bedürfnissen wie Sicherheit, sozialem Miteinander, Individualbedürfnissen und Selbstverwirklichung möglich.
Die STARKEN MARKEN der Zukunft werden ihre Stärke daraus beziehen, dass sie für ihre Zielgruppen insbesondere die immateriellen Bedürfnissen besonders gut zufriedenstellen.
Die veränderten Anforderungen an Marken spiegeln sich besonders gut bei der neuen Konsumentengeneration der Millennials wieder. Für die erfolgreichen Wachstumsunternehmen der Zukunft liegen hier große Chancen. Die Anbieter traditioneller Konsumprodukte stehen vor der Herausforderung, ihren Kunden zu zeigen, dass ihre Produkte nicht nur zur Stillung materieller Bedürfnisse gut sind, sondern in zunehmend Maß auch die Befriedigung weitergehender Ansprüche ermöglichen.
Erläuterungen zu der Grafik:
In modernen Gesellschaften noch unerfüllte bzw. wachsende Bedürfnisse:
Sind die Grundbedürfnisse gedeckt, richtet sich die Aufmerksamkeit des Menschen auf die Erfüllung immaterieller Wünsche wie soziale Interaktion, Verbesserung der eigenen Lebensumstände und Selbstverwirklichung. Zudem will man dass Erreichte erhalten und möchte deshalb mehr Sicherheit.
Emotionalität / Interkonnektivität:
Marken, mit denen Konsumenten eine positive Rolle bei der Selbstverwirklichung sowie der Erfüllung anderer Individualbedürfnisse verbinden, werden für sie immer wichtiger. Da die Interaktion mit anderen Menschen über soziale Netzwerke zum zentralen Bestandteil des modernen Lebens geworden ist, spielen zudem Marken, die dies ermöglichen, ebenfalls eine immer bedeutendere Rolle.
Aktuell oftmals Überproduktion:
Mit weltweit steigendem Wohlstand sind die Grundbedürfnisse nach Nahrung, Wohnung und Kleidung zumeist gedeckt. Die Zunahme von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes zeigt, dass die Menschheit z. B. bei Nahrung mehr produziert und konsumiert, als ihr gut tut.
Zuverlässigkeit:
Unsere Welt wird Immer sicherer. Verbesserte Unfallprävention, steigende medizinische Versorgung und sinkende Kriminalitätsraten zeigen dies. Dennoch steigt paradoxerweise dass Unsicherheitsgefühl in der modernen Welt immer weiter an. Marken, die Zuverlässigkeit vermitteln, helfen Konsumenten dies zu kompensieren.
Millenials bestimmen zukünftige Konsumtrends
Café statt Kneipe,
besonderes Erlebnis statt Besitz:
Millenials verändern die Konsumwelt
Neue Ansprüche an Marken durch die nächste Konsumentengeneration
Als „Millennials“ (andere Bezeichnungen: „Generation Y“; „Jahrtausender“) wird heutzutage die Generation bezeichnet, die im Zeitraum der frühen 1980er bis in die frühen 2000er geboren wurde. Diese Altersgruppe wird die Konsumtrends der nächsten Jahrzehnte entscheidend bestimmen:
Individualisierung & Bequemlichkeit
Erlebnisse sind wichtiger als Objekte
Kreativität, Selbstinszenierung & Interaktion
Glaubwürdigkeit & Authentizität
Freizeit / Fitness / Gesundheit Körperpflege
Die Altersgruppe der Millennials ist durch zwei entscheidende Entwicklungen geprägt, die sie von vorangegangen Generationen maßgeblich unterscheiden:
- Das Ende des Kalten Krieges und die folgende Globalisierung haben einerseits eine bisher ungeahnte politische Stabilität sowie die Ausweitung eines vorher nur in Westeuropa und USA gekannten Wohlstandes auf weite Teile der Welt gebracht. Hohe Mobilität, offene bzw. durch-lässige Grenzen sowie Internationalität sind zur Selbstverständlichkeit geworden. Andererseits haben der globale islamistische Terrorismus, die Finanzkrise und der Klimawandel ein neues – oftmals sehr diffuses – Unsicherheitsgefühl bei vielen Millennials entstehen lassen.
- Millennials sind die ersten „Digital Natives“, d. h., sie sind die ersten mit dem Internet aufgewachsenen Menschen. Für sie ist es nichts Neues, sondern eine Selbstverständlichkeit, dass das Internet die kostengünstige Erstellung, Verbreitung und Verarbeitung von Information ermöglicht. Die Interaktion mit anderen Menschen über soziale Netzwerke ist zum zentralen Bestandteil des modernen Lebens geworden.
Millennials stellen andere Anforderungen an Marken als ihre Eltern und Großeltern. Sie sind vielfach kritischer und anspruchsvoller, sind im Gegenzug aber auch zumeist bereit, für die von ihnen gewünschte Qualität angemessen zu bezahlen. Dies eröffnet große Chancen für Unternehmen mit STARKEN MARKEN. Für neue Marken beseht derzeit die Chance, sich langfristig als stark zu etablieren, wenn sie ihre Kunden heute mit der richtigen Qualität überzeugen. Etablierte Anbieter müssen sich hingegen an die gewandelten Bedürfnisse dieser Generation anpassen. Wenn sie hierbei erfolgreich sind, ist die Stärke ihrer Marken auch für weitere Jahrzehnte gewährleistet.
Millennials in Asien: bald die wichtigste Konsumentengruppe
Im Verhältnis zu den Millennials in den alten Industrienationen Nordamerikas und Westeuropas dominieren die Altersgenossen aus Schwellenländern eindeutig: So gibt es alleine in China und Indien jeweils über 400 Millionen Millennials – zusammen 11mal soviel wie in den USA. Ihre Kaufkraft ist in den vergangenen Jahren beständig gewachsen – und wird sich weiter erhöhen. Mit dieser Konsumentengeneration verstärkt sich nicht die Bedeutung von Süd-Ost-Asien als neuem globalen Wirtschaftszentrum weiter. Konsumtrends kommen jetzt schon zunehmend aus dem Fernen Osten – dieser Trend wird sich weiter fortsetzen.